Natürliche Rechte


Rechte sind essentiell, daher möchte ich dieses Thema zuerst behandeln, bevor ich andere Themen wie Religion oder Philosophie behandle. Rechte bilden das Fundament, welches friedliches Zusammenleben in einer Gesellschaft ermöglicht [1]. Wenn diese natürlichen Rechte geschwächt oder gar nicht existent sind, ist alles, was darauf aufbaut, wertlos oder zumindest instabil. Die im Folgenden beschriebenen Rechte und ein gemeinsamer Sinn für ethisches Verhalten sollte der (kleinste) gemeinsame Nenner für die Entwicklung einer Zivilisation sein. Wenn Menschen diese Rechte jedoch aus den Augen verlieren, können die bestehenden Machtstrukturen durch das menschliche Verlangen nach Geld und Macht korrumpiert werden. Wie ein Krebsgeschwür beginnt das Korrupte im Menschen seinen Wirt von innen heraus aufzuessen. Rechte des Volkes werden dadurch immer weiter untergraben, oder unter falschen Vorwänden sogar vollständig aufgelöst.

Aber lasst uns zuerst über diese natürlichen Rechte sprechen. Jedes Recht, dass ein wahres Menschenrecht ist, ist inhärent. Das bedeutet, dass diese Rechte nicht von einer Regierung vergeben werden und somit keine Privilegien sind, die uns unsere Gesellschaft schenkt oder die durch die Existenz amtlicher Dokumente erzeugt werden können. Daher dürfen und können diese Rechte von keiner dieser Mächte reguliert, beschränkt oder aufgehoben werden. Jede (mutmaßliche) Autorität, die versucht diese natürlichen Rechte der Menschen zu reduzieren tut dies somit rechtswidrig und sollte dementsprechend behandelt werden.

Von höchster Bedeutung hinsichtlich dem Verständnis dieser Rechte ist folgende Frage: Wann ist Gewalt zu rechtfertigen?

Eine einfache Frage, auf die es nur eine vernünftige Antwort gibt. Der einzig moralisch akzeptable Kontext für Gewalt ist Verteidigung.

Dieses Prinzip wird oft als Nichtaggressionsprinzip (Non-Aggression Principle, NAP) bezeichnet. Es beruht auf der Überzeugung, dass jeder Mensch das Recht hat seine eigenen Entscheidungen zu treffen, solange diese keine Aggression (z.B. in Form von Gewalt oder Betrug) gegenüber anderen beinhalten. Dieses Prinzip wird von vielen als definierendes Prinzip des Liberalismus erachtet.

Die natürlichen Rechte beinhalten, sind aber nicht zangsläufig beschränkt auf:

 

1. Das Recht auf das eigene Leben

Jedem Individuum gehört das eigene Leben.

Die Autorität zu beanspruchen das Leben eines anderen zu kontrollieren, einzuschränken oder gar zu beenden ist grundsätzlich gewalttätig. Der damit verbundene Anspruch einen Menschen zu besitzen ist eine fundamentale Verletzung des NAP.

 

2. Das Recht auf Freiheit

Da unser Leben unser Eigentum ist, sind wir frei unser Leben so zu gestalten wie es uns gefällt, solange wir nicht die Rechte anderer verletzen.

Das Recht auf Freiheit beinhaltet, ist aber nicht beschränkt auf: Redefreiheit, Versammlungsfreiheit und Meinungsfreiheit.

Das Verständnis, dass wahre Freiheit bedeutet, anderen zu erlauben Entscheidungen zu treffen mit denen wir selbst nicht einverstanden sind (solange diese das NAP nicht verletzen), ist der Schlüssel Freiheit zu bewahren.

 

3. Das Recht auf Besitz

Nachdem unser Leben unser eigen ist, ist auch unsere Zeit und was wir mit ihr produzieren können unser Eigentum. Sich das Eigentum einer anderen Person anzueignen, sei es durch Gewalt, die Androhung von Gewalt oder Betrug, ist Diebstahl. Die Autorität zu beanspruchen, das Eigentum eines anderen Menschen zu beschlagnahmen ist ein Besitzanspruch auf dessen Arbeit, Zeit und daher Leben. Dieser Anspruch ist nicht legitim, unabhängig davon, ob dieser von einer einzelnen Person, einem Diktator oder einer demokratischen Regierung ausgeht, die illegitime Gesetze durchsetzt.

Das Recht auf Eigentum hat nur wenig mit Ökonomie zu tun, aber viel damit, wie Gewalt in einer Gesellschaft genutzt wird. Die Transaktionen von Gütern und Dienstleistungen müssen kein Geld beinhalten (z.B. Tauschhandel), aber sie müssen für alle Beteiligten freiwillig und transparent sein.

 

4. Das Recht auf Privatsphäre

Die Durchsuchung des Hauses oder der Wohnung, Transportvehikels oder der eigenen Person ohne persönliche Einwilligung, ebenso wie die Überwachung von Kommunikation und persönlicher Transaktionen außerhalb der Ermittlung einer speziellen Straftat ist eine Art von Aggression (und somit ein Verstoß gegen das NAP).

Dazu zählen auch versteckte Formen von Gewalt wie beispielsweise: Flugverbote, Barrieren bezüglich Anstellung oder Gesundheitsvorsorge, sowie die Verweigerung anderer öffentlich-rechtlicher Dienstleisungen, sofern eine Person das Recht auf Privatsphäre nicht aufgibt.

 

5. Das Recht auf einen fairen Prozess

Bei jeglicher Form krimineller Anklage hat der Beschuldigte das Recht auf einen zügigen, öffentlichen Prozess mit einer unparteiischen Judikative. Richter haben das Recht und die Verantwortung, ihr Urteil in Übereinkunft mit ihrem Gewissen zu fällen, unabhängig davon, ob dieses Urteil im Einklang mit den aktuellen Gesetzen steht oder nicht.

Es darf kein Rechtszusammenhang erfunden oder konstruiert werden, mit dem das Recht auf einen zivilen Prozess umgangen werden kann. (Militärische) Inhaftierung oder Ermordung von Zivilisten, unabhängig von Nationalität oder Anschuldigungen, sind direkte Verletzungen dieses Rechts.

 

6. Das Recht auf Selbstverteidigung

Das Recht sich zu verteidigen ist die Grenze, die alle anderen Rechte schützt und ermöglicht. Wenn wir nicht das Recht haben das eigene Leben und das Leben derjenigen, die wir lieben zu verteidigen, dann können uns alle anderen Rechte genommen werden. Jederzeit und von jedem, der dazu in der Lage ist.

Schätzungsweise zwischen 124-154 Millionen Menschen wurden allein im letzten Jahrhundert von ihren eigenen Regierungen ermordet (allein durch Mao, Stalin, Hitler). Diese Zahl ist größer als die Zahl der Opfer in allen nationalen und internationalen Kriege im selben Zeitraum zusammengenommen. Allein diese Tatsache verdeutlicht, dass der Staat nicht mit dem Monopol auf Gewalt betraut werden kann und das Recht auf Selbstverteidigung nicht zu ersetzen ist [2].

 

7. Das Recht auf Selbstbestimmung

Alle Menschen haben das Recht, ihre Gesellschaft so zu organisieren wie sie es wünschen, solange diese Organisation auf Freiwilligkeit basiert. Dementsprechend haben Menschen das Recht jegliche Form von politischem System aufzulösen, welches auf Gewalt angewiesen ist um seine Direktiven durchzusetzen. In einer Gesellschaft, die sich an das Nichtagressionsprinzip hält, ist keine Gewalt notwendig um politische Strukturen zu schaffen, formen oder aufzulösen. Eine Regierung aufzulösen ist kein Akt der Aggression, der Einsatz von Gewalt um eine solche Bewegung (passiver Widerstand, Demonstrationen) zu unterdrücken jedoch sehr wohl.

Wenn eine Regierung Gewalt gegen das eigene Volk einsetzt, kann das Volk sich auf sein Recht zur Selbstverteidigung berufen!

 

Status Quo

Zum jetzigen Zeitpunkt hat nicht jeder Mensch diese Rechte. Manch einer hat sie bis zu einem gewissen Grad, während andere praktisch gar keine Rechte haben. Selbst in Ländern mit anscheinend vernünftiger Gesetzgebung können wir heutzutage Prozesse verfolgen, welche die Menschenrechte untergraben oder gar vollständig außer Kraft setzen.

Heutzutage werden Menschenrechte hauptsächlich dadurch untergraben, dass Gesetze geltend gemacht werden, die nach den hier genannten Prinzipien nicht zu legitimieren sind. Wenn man in der Menschheitsgeschichte zurückschaut kann man dafür sehr einfach Beispiele finden. Monarchie ist eines davon. Für lange Zeit akzeptierten alle Menschen (oder mussten akzeptieren), dass Könige das göttliche Recht hatten, nach Belieben über die Freiheit, das Eigentum und sogar das Leben ihrer Untertanen zu entscheiden. Wer etwas mehr über Geschichte lernt findet jedoch schnell heraus, dass Könige oftmals lediglich die erfolgreichsten Massenmörder innerhalb ihres geographischen Einflussgebietes waren. Heutzutage ist wohl jedem bewusst, dass dies nichts mit Rechten zu tun hat. Doch leider scheint es, als wären die meisten Menschen blind gegenüber der Dunkelheit ihrer eigenen Ära. Damals wie heute!

Dementsprechend haben Menschen die Verantwortung das herrschende politische System aufzulösen, wenn sich dieses im Laufe der Zeit als Feind der Menschenrechte herausstellt. Einfach dabei zuzusehen, ohne auch nur seine Stimme zu erheben, während beispielsweise unter dem listigen Vorwand nationaler Sicherheit die Menschen ihrer Rechte beraubt werden, ist Verrat. Und zwar gleich in doppelter Hinsicht: Erstens ist es Verrat gegenüber den Menschen, die wir lieben, sowie gegenüber denen, die die Erde erben werden, unseren Kindern und Enkeln! Zum zweiten treten wir damit das Vermächtnis derer mit Füßen, die für unsere heutigen Menschenrechte gekämpft haben und/oder sogar für sie gestorben sind!

Die Tatsache, dass Regierungen nicht mit dem Gewaltmonopol betraut werden können, zeigt schon allein das letzte Jahrhundert sehr eindrucksvoll. Es macht auch keinen großen Unterschied, ob die mörderische Ideologie am rechten oder linken Rand des Spektrums beheimatet ist. Wie schon erwähnt sind unter Mao, Stalin und Hitler im letzten Jahrhundert mehr als 124 Millionen Menschen gestorben (zivile Opfer allein!). Aber das ist nun eigentlich eine Überleitung zu Ideologien, daher höre ich an dieser Stelle auf.

 

[1] – Ich habe selbst länger über das Thema Rechte und Gesetze nachgedacht und bin zufällig auf das Video „The Declaration of Natural Rights“ des youtube Kanals Stormcloudsgathering gestoßen. Dieses hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Narration ist untermalt mit Bildern und Musik, sehr stimmig. Am Ende dieses Videos, sowie aller anderen Videos dieses Kanals wird darauf hingewiesen, dass man den Inhalt (inkl. der Manuskripte, die auf der Homepage abrufbar sind) in jeglicher Form verbreiten darf und soll. Ich habe mir trotzdem die Mühe gemacht @scgupdates auf twitter anzuschreiben und explizit die Erlaubnis einzuholen, es für dieses Kapitel zu verwenden. Es dauerte keine 24h bis ich Rückmeldung und die Erlaubnis hierfür bekam. Daher hier noch einmal: Vielen Dank!

 

[2] - http://necrometrics.com/20c5m.htm

https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Mao_Zedong&oldid=772983647

https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Joseph_Stalin&oldid=773510987

https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Adolf_Hitler&oldid=772687383

https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=World_War_II_casualties&oldid=770422582

http://www.ibtimes.com/how-many-people-did-joseph-stalin-kill-1111789

The Numbers in detail:

- People's Republic of China, Mao Zedong's regime (1949-1975): 40,000,000

- Soviet Union, Joseph Stalin's regime (1922-1953): 34,000,000 - 49,000,000

- WWII, Adolf Hitler (1939-1945): 50,000,000 - 55,000,000 (Zivile Opfer)

- Total: 124,000,000 - 154,000,000